Dienstag, 7. April 2009

1000 und 1 Bahnhof oder die Reise nach Hokkaido

Am letzten Märzwochenende war es wieder so weit, ich begab mich auf eine Reise! Denn obwohl in Japan unüblich, so habe ich doch Urlaub bekommen! Zusammen mit Henning wollten wir etwas wagen, was sonst wohl kaum einer macht! (zumindest kaum ein Japaner) Wir wollten mit dem 青春十八切符 (dem “blauer Frühling 18 Ticket) nach 北海道Hokkaido fahren. Der Insel nördlich der Hauptinsel.
Das Ticket hat den Vorteil, dass man nur 11.500 Yen bezahlt und dann 5 Tage lang so oft umsteigen kann, wie man möchte! Der große Nachteil ist, man kann meist nur mit den 普通電車 “normalen Bahnen” fahren. Und daher hält man in JEDEM Kleinkleckersdorf!!! Aber wir dachten uns, wir seien jung und bräuchten das Geld (für andere Dinge…) und hätten genug Sitzfleisch.
Der Reiz an der Reise war also zum einen auf eine andere Insel zu kommen, dabei jedoch so viel Landschaft und Sehenswürdigkeiten wie möglich mit zunehmen!

Für mich begann die Reise mal wieder mit dem geliebten, nein eher verhassten Nachtbus. Ich kann in den Dingern einfach nicht schlafen!!! Völlig am Ende sollte es also losgehen… Das kann ja was werden! Aber ich machte es einfach wie die meisten Japaner und schlief erst mal ein wenig im Zug. Gut, wenn man schläft bekommt man zugegebener Massen nicht soo viel von der Landschaft mit, aber das war in dem Moment nur zweitrangig! ;-)
Die erste richtige Station machten wir in Fukushima 福島 dort besuchten wir den 花見山 Hanamiyama. Einen Berg an dem fast das ganze Jahr über Blüten zu bestaunen sein sollen. Wir hatten darauf gehofft, dass die 桜 Kirschblüte auch hier schon in voller Pracht zu genießen sein würde, aber das war sie leider nur bedingt. Andere Bäume sprangen jedoch in die Bresche und so war es den Ausflug dennoch Wert!
Nächster Stopp war 仙台 Sendai. Hier wollten wir übernachten und dies natürlich wieder möglichst kostengünstig in einem der berühmt, berüchtigten Manga-cafés! Nach einer Nachtruhe, welche nur davon unterbrochen wurde, dass ich von einem Mitarbeiter aufgefordert wurde meine Füße doch bitte nicht in den Gang zu stellen, ging es mit dem ersten Zug nach 松島 Matsushima, einem der 3 schönsten Aussichten Japans!
Und es war wirklich sehr schön!!! Und ich nutzte gleich die Gelegenheit und plantschte ein wenig im eiskalten Pazifik herum!!! ;-)
Das nächste Ziel hieß nun 青森 Aomori. Das Problem dabei war, dass kein Zug, für den unser Ticket gültig war, dort hin fuhr! Also suchten wir im Internet (und weil wir ja im Zug saßen mussten wir unser Handy nehmen!) nach einer günstigen Möglichkeit. Diese fanden wir dann in einem Bus, der uns dort hin brachte. Gut für uns, er war billiger als die Bahn und wir kamen so früh in Aomori an, dass wir noch am selben Abend nach 函館 Hakodate auf Hokkaido übersetzen konnten!
Wenn man einen Japaner nach Hokkaido fragt, ist das erste (und manchmal einzige) was ihmdazu einfällt: おいしいLECKER! Also ließen wir uns von unserem freundlichen Taxifahrer empfehlen, was man am späten Abend noch essen könnte. Er empfahl uns einen Burger, welcher auch wirklich lecker war! (zur einen Hälfte mit Hähnchen und zur anderen mit Krabben!) Nachts dann wieder in einem örtlichen Manga-café genächtigt (diesmal ohne Störung!) und am nächsten Morgen zum 朝市 Morgenmarkt.
Ich hätte nie gedacht, dass ich morgens um 9 bereits マグロ刺身Sashimi (roher Tunfisch) und 蟹Kani (Krebs) auf Reis essen könnte, aber ich sage nur: おいしいいいいund 美味い!!! Sehr lecker! Denn beides war so frisch, dass es quasi noch gelebt hat! (den Krebs haben sie tatsächlich noch lebend an uns vorbei in die Küche getragen…)








Von Hakodate aus ging es dann in den “Quasi-Nationalpark” 大沼公園 Onumapark. Eine sehr schöne Seenlandschaft mit einem mächtigen Berg, der über die ganze Szene zu wachen schien.
Zurück in Hakodate gab es zum Mittag dann eine weitere Lokalspezialität 味噌ラーマン Misoramen.








Als wir diese verputzt hatten, hatte Hakodate und Umgebung uns nicht mehr zu bieten (wahrscheinlich doch, aber wir mussten eh zurück…), daher fuhren wir wieder mit der 船Fähre nach Aomori.









Dort wollten wir erneut in einem Manga-café schlafen, aber in der nähe des Bahnhofs schien es keines zu geben, daher schliefen wir in einem… カプスルホテル!!!
Na klar!!! (Achso, soll Kapselhotel heißen…)















Wollten wir eh schon machen, seit wir von deren Existenz gehört hatten, also haben wir das auch erledigt! Auch wenn jetzt manch Besserwisser evtl. Behaupten würde, dies sei gar kein richtiges Kapselhotel gewesen, ihr hattet ja viel zu viel Platz! Egal, erledigt!!! ;-)
Gut erholt sollte es nun auf den Rückweg gehen. Was ich nicht verstehe ist jedoch, wie andere Leute es in 80 Tagen um die Welt geschafft habe sollen, denn in 5 Tagen von Kyoto nach Hakodate und zurück ist fast schon ein Wunder oder めちゃくちゃ無理! (sagt man das so?) Jedenfalls Unmöglich! Denn nun machten wir uns um 6 Uhr morgens auf einen 18 stündigen horror Tripp in Richtung Tokyo! Dieser Tripp alleine beinhaltete 181 Bahnhöfe!!! Am nächsten Tag sollten es für mich noch mals 71 Bahnhöfe oder anders 9 Stunden im Zug sein!!!

Fazit: ne Menge gespart (aber trotzdem jeden Tag 10.000 Yen ausgegeben!)! Reisekomfort gegen 0! Spaß gegen Unendlich!!! ;-) Viel gesehen, viel und gut gegessen!
Würde ich es wieder machen? Mit Henning vielleicht, jede andere Konstellation dürfte schwierig werden…! Aber ein tolles Erlebnis war es alle Mal!

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