Mittwoch, 15. Juli 2009

Friseure, Barbiere und soweiter!

Wie schon ein paar Mal angedeutet, ist ein Friseurbesuch in Japan/Südostasien doch etwas anders, als in Deutschland. Und da bei mir im Moment nicht so viel los ist und keine größere Reise ansteht, dachte ich, berichte ich ein Mal über dieses Alltagsthema.

In der Region Kanto 関東 rund um Tokyo 東京, gibt es öfter etwas günstigere Friseure. Hier kann Mann seine Haarpracht schon für ca. 10 Euro in Ordnung bringen lassen, wobei es nach “oben” natürlich keine Grenze gibt! So habe ich bei “meinem” Friseur in Soka 草加 in Saitama 埼玉 fürs “waschen, schneiden, legen” und rasieren gute 1400 Yen, ca. 11 Euro bezahlt. Wobei das Waschen mit Shampoo 2 Euro extra gekostet hat.
In Kyoto 京都 hingegen verlangen die Friseure leider deutlich mehr für ihre Künste. Im Schnitt (haha) geht es bei 2000 Yen, ca. 17 Euro los. Und auch hier ist nach oben keine Grenze zu erkennen. U.a. deswegen war ich ja auch in Hong Kong beim Friseur. Wobei der auch etwas teurer war, als auf dem Preisschild stand, naja, Touri-aufschlag halt…
Da dies aber auch schon wieder etwas her ist und der Sommer in Japan jetzt voll angekommen ist, dachte ich mir, obenrum etwas weniger, würde bestimmt gut tun! Außerdem hatte ich durch ein paar körperliche Beschwerden wieder Mal einen Vollbart (ca. 3 Wochen…) und da dachte ich mir, anders, als beim Profi wirste den eh nicht los, also ab zum Friseur.
Am Samstag, dem 11.7., war es dann soweit. Ich fragte meinen “Mitbewohner” und Kollegen, ob es in der Nähe nicht einen “bezahlbaren” Friseur gäbe. Und er empfahl mir einen, der es in ner Mall für nen 10’er macht. Gut, dachte ich mir, das kann man sich ja dann doch leisten.
Der Laden war etwas komisch. Man musste zu erst an nem Automaten bezahlen und bekam dann ne Nummer, wie früher beim Arbeitsamt… Aber da außer mir nur ein Malteser (von der Insel Malta…) dort war, kam ich gleich dran. Und die Freude, dass man so ein internationaler Laden sei war groß! Und dass Japaner und Deutsche eh die schlauesten seien und so… Naja, manchmal haben sie hier doch etwas komische stereotypen…
Jedenfalls dachte ich mir, wenn ich das schon mache, dann “richtig”, also sagte ich: 「全部で3ミリください」 “Alles in 3 mm bitte”. Gesagt, getan. Das Problem, bei dem billig Friseur schneiden sie einem nur aufm Kopf die Haare! 「頭だけです、ね」
Mhm, ich glaube als ich den Laden jetzt verlassen habe, sah ich für die Japaner noch gefährlicher aus, als so schon! Obenrum 3 mm, untenrum bestimmt 6-7 mm…
Also musste ich jetzt doch noch einen der “normalen” aufsuchen um mir den Bart abnehmen zulassen. Im ersten laden wollte sie dafuer alleine die vorhin angesprochenen 2000 Yen haben! Oha, dachte ich, das hättest du dir früher überlegen sollen… In den anderen Läden sah es nicht anders aus und so blieb ich dann im letzten doch “hängen”, denn ich wollte den Bart schon nicht behalten…
Dieser Laden allerdings war wieder sehr interessant! Hier ein kurzes Gedächtnisprotokoll:

Ich so: “Können Sie mir auch nur den Bart rasieren?” (Weil das ja anscheinend nicht überall so üblich is….)
Er so: “Mhm, eigentlich schon…”
Zu seiner Frau: “Koennen wir doch oder?”
Sie: “Jaaaah, (zögerlich) ich denke schon.”
Er: “Setzten Sie sich doch bitte kurz, wir haben ja grad noch andere Kunden, is das OK?”
Ich: “Klar!”

Als ich dann drann sein sollte, war die Aufregung auf ein Mal groß, denn ich stand zwar während der vorangegangenen Konversation auch, aber anscheinend wurde meine voll Körpergröße erst jetzt offensichtlich… Jedenfalls wurde auf ein Mal alles fallen gelassen und die Tochter, die ca. 12 ist, wurde heran geholt um mich zusehen, denn ein 2 Meter großer war bei ihnen noch nicht im Laden und sie (ca. 1,45 m) spiele doch schließlich Volleyball in der Schule! Ob ich denn auch Sport mache, nein, ach schade, dann könne ich ihr doch aber sicherlich etwas von meiner Größe abgeben!? (Alle lachen, oh man, wenn ich jedesmal 1 Euro bekommen würde, wenn mich ein Japaner um ein Stück meiner Länge bittet, hätte ich wohl schon ausgesorgt!)

Er: “So, entschuldigen Sie bitte diesen Vorfall, aber das ist so aufregend! Wo kommen Sie denn her?”
Ich: “Deutschland” (ihr erinnert euch, das Land der schlauen Köpfe…)
Alle: “heee! Deutschland!”
Anderer Kunde: “Was sprechen die in Deutschland eigentlich für ne Sprache”
Er und Sie: “Na Deutsch natürlich!” ;-)

Und dann begann die Prozedur! Denn rasiert werden ist in Japan nicht einfach nur “machen” es ist eine Kunstform! (Naja, etwas übertrieben, aber es gehört auf jeden Fall immer dazu und ist dem entsprechend gut ritualisiert)
Zuerst wird einem ein Bart-weichmach-Mittelchen aufgetragen, dann werden einem warme Tücher auf den Bart gelegt, die dann zusammen mit dem Mittel bewirken, dass der Bart sich gut rasieren lässt. Außerdem ist da, glaube ich, Aloe Vera drin, die auch die Haut etwas beruhigt und einen angenehmen Duft verbreitet, wenn es mit dem Handtuch in Berührung kommt! Das is echt toll!
Dann wird rasiert. Das passiert aber quasi ohne anfassen! Bei der ersten Rasur dachte ich noch, die hätten angst mich zu berühren, aber das ist halt die hohe Kunst der Rasur! Klar wird die Haut gestrafft, aber irgendiwe ist es als passiere das alles ohne Berührung!

Er: “Mhm, so einen Bart habe ich noch nie rasiert, Japaner haben andere Bärte!”
Ich: “Aso? Entschuldigung!” (Das kam gut an!)
Er: “Ach was, ist schon gut!”

Am Ende gestand Sie mir dann noch, dass sie angst gehabt hätte, ich könne kein Japanisch und quasi nicht mit ihnen sprechen, aber ich sei ja doch schon ziemlich gut.

Allerdings etwas Kritik dann doch an dieser Stelle, denn am Ende war ich doch nicht so ganz zufrieden mit der Performance, auch wenn er sich echt mühe gegeben hat. Aber anscheinend wissen die Japaner nicht so ganz was alles zum Bartbereich eines Europäers gehört! Am Hals lassen sie immer irgendwelche Stellen frei und immer Kotletten! Dies Mal sogar richtig Mega-Kotletten!!!

Naja, immerhin hat er mir dann noch nen Nassrasierer für umsonst mit gegeben. (Den ich aus nem Fach genommen habe, wo er ne Leiter oder nen Stuhl gebraucht hatte…)

Fazit, wenn ihr in Kyoto seit, dann nicht zum Friseur! Das wird nur teur! (In Osaka sind sie auch schon etwas billiger, man beachte aber die Fahrtkosten…) Falls ihr (die Maenner) dann doch in den Genuss eines Friseur besuches in Japan kommen solltet, geniest die Prozedur, aber wundert euch hinterher nicht über das Ergebnis! ;-)

Andere sind eigentlich auch eher begeistert von Friseur besuchen in Japan, also ist dies zwar ein sehr objektiver Bericht, lasst sich aber ganz gut in die Gesamtsituation eingliedern.

P.S.@ Mama, ja 3 mm! Aber bei der Hitze in meinem Zimmer (Gestern nach Arbeit 34 Grad!) Das einzig sinnvolle!

2 Kommentare:

Ronald hat gesagt…

Hey Flo, Vorher / nachher Fotos wären zum vollständigen Verständnis wünschenswert gewesen...
Tschö denn, wir machen ab morgen Urlaub!!!

KiraZlatko hat gesagt…

Das erste Mal in einem Urlaub war ich im Hotel Marling beim Friseur. Für mich hat es sich gelohnt.